Das sind die Pläne des neuen regionalen Fernsehsenders «Canal B»

«Telebielingue» hat die Konzession an «Canal B» verloren. Eine Beschwerde ist hängig. Der neue Sender hat sich in Biel vorgestellt.

Die SVP Biel hat am Mittwochabend ins Bieler Eventlokal P15 zu einer Informationsveranstaltung geladen. Diesmal ging es nicht um Politik, sondern um das Fernsehprojekt «Canal B» des Neuenburger Medienunternehmens Canal Alpha mit dem gleichnamigen Fernsehsender. An dem öffentlichen Anlass nahmen rund 20 Personen teil, die meisten davon SVP-Mitglieder.

Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) hat die Sendekonzession für das Bieler Regionalfernsehen ab 1. Januar 2025 an den Sender «Canal B» vergeben. Grund, den zukünftigen Fernsehmacherinnen und Fernsehmachern auf den Zahn zu fühlen. «Wir stellen uns nicht gegen ‹Telebielingue›, wir geben dem neuen Medium Gelegenheit zur sachlichen Vorstellung seines Konzeptes», sagte Patrick Widmer, Organisator der Veranstaltung und Präsident der Bieler SVP.

Referent des Abends war Marcello del Zio, geschäftsführender Direktor der Mediengruppe Canal Alpha. Er war in Begleitung von Kurt Eicher angereist, dem ehemaligen Präsidenten des waadtländisch-freiburgischen Senders «La Télé». Er hat das regionale Fernsehprojekt «Canal B» mitgestaltet. «Er ist als Romand im Seeland geboren und spricht fliessend Schweizerdeutsch», so del Zio.Zu Beginn der Veranstaltung erinnerte del Zio an den Ausgangspunkt der Verwerfungen in der regionalen Medienlandschaft: Auslöser war der Verlust des Versorgungsgebiets Berner Jura für das Unternehmen Canal Alpha im Rahmen einer geografischen Neuzuteilung durch das Bakom und das Uvek (Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation).

Der im Neuenburgischen beheimatete TV-Sender berichtet bereits seit rund 15 Jahren über die Berner Romandie, unterstrich Marcello del Zio. «Nach dem Gebietsverlust denken wir nicht daran, unser Medienhaus zu verkleinern. Vielmehr wollen wir weiter wachsen.» Deshalb reichte das Unternehmen gleich zwei Konzessionsgesuche ein: eines für den Jurabogen (Arc jurassien) und eines für die Region Biel.

Schliesslich erteilte der Bund beiden Projekten die Konzession: Die erste ging an den bisherigen Sender «Canal Alpha», die zweite an die Neugründung «Canal B».

«Ich komme doch nicht aus Papua-Neuguinea!»

Das Unternehmen Canal Alpha ist in den Kantonen Neuenburg und Jura sowie in Yverdon und im Berner Jura tätig. Firmensitz und Hauptstudio sind im neuenburgischen Cortaillod angesiedelt. Der Sender existiert seit 1987 und beschäftigt rund 30 Mitarbeitende. «Canal B» wurde als Schwesterunternehmen mit Sitz und Studio in Biel gegründet.«Die Geschäftsführung wird zweisprachig sein. Zudem suchen wir eine einheimische Persönlichkeit, die einen Draht zu den Menschen im Sendegebiet hat», so Marcello del Zio. Dasselbe gelte für die Mitarbeitenden der Redaktion: Ob zweisprachig, nur deutsch- oder französischsprachig, alle müssten in der Region verankert sein.

Der Neuenburger Marcello del Zio hört gelegentlich Kritik aus der Stadt Biel: «Man wirft mir vor, dass ich nicht aus der Region stamme. Aber im Ernst: Ich komme doch nicht aus Papua-Neuguinea!» Der Chef des Unternehmens hat in Orvin gewohnt und im Seeland einen Freundeskreis.«Ich lebe nicht weit von Biel entfernt. Zudem habe ich nicht die Absicht, Redaktionsleiter von ‹Canal B› zu werden», bekräftigt del Zio.

Am Informationsabend wollte del Zio keine Kritik an «Telebielingue» üben. Dennoch erwähnte er Unterschiede zwischen den beiden Programmen. So würden die Nachrichten auf «Canal B» etwas länger dauern und es würden rund «zehn Originalbeiträge pro Tag» angeboten.Zudem versprach Marcello del Zio ein Fernsehen, das «alle Menschen im Versorgungsgebiet anspricht, nicht nur die Bielerinnen und Bieler».

Protest komme hauptsächlich aus Biel

Er räumte ein, dass er vom Ausmass der Reaktionen auf den Verlust der Konzession von «Telebielingue» überrascht war. Er habe allerdings festgestellt, dass der Protest hauptsächlich aus Biel komme: «Die Menschen ausserhalb der Stadt äussern sich eher neugierig zu unserem Projekt.» Schliesslich hätten die «hiesigen Medien, die alle zur selben Unternehmensgruppe gehören», ausgiebig berichtet.Marcello del Zio versicherte, dass alle technischen Voraussetzungen gegeben seien, damit «Canal B» bald auf Sendung gehen könne.

Die beim Bundesverwaltungsgericht eingereichte Beschwerde von «Telebielingue» steht als Hindernis im Weg: «Wir können noch kein Datum für den Start festlegen.» Das laufende Verfahren würde diesen Termin wohl um ein Jahr hinausschieben, aber nicht um drei oder vier Jahre, von denen die Gassmann-Gruppe ausgehe, so Marcello del Zio.

Könnte es sein, dass die Gesichter von «Telebielingue» ab Januar 2026 bei «Canal B» zu sehen sind? «Warum nicht, wenn die Betroffenen dies wünschen und kompetent sind. Bis heute haben wir aber noch niemanden darauf angesprochen», so der Verantwortliche beim neuen Lokalsender.

An seiner Zuversicht liess er an diesem Abend jedenfalls keinen Zweifel: «‹Canal B› ist eine grosse Herausforderung, für die wir bereit sind, eine Million Franken zu investieren.»

Text: Julie Gaudio, Ajour.ch